Donnerstag, 21. August 2025

Herzlichen Dank unserem Carsten Boelter! Erst im vergangenen Jahr den Martin Gropius und in diesem Jahr Hieronymus Freyer als erfolgreiche Ausstellung zu kuratieren war eine super Leistung. Diverse Helfer gab es natürlich auch, aber so konsequent einen Vier - Jahreszeiten - Schloss - Putz ganz alleine über 14 Tage hinzulegen, dass haben wir nicht erwartet. Das Schloss wird es dir danken! Wer noch, werden wir sehen.


.......alles sauber, alles ordentlich, die Besucher kann man ruhigen Gewissens wieder in das Haus lassen. In das Erdgeschoss, wohlgemerkt. Die nächste Etage benötigt ja ebenfalls eine Grundreinigung nach Jahren der Dornröschenruhe. Schauen wir einmal, wer und wann Lust und Laune hat.
Rechnen wir einmal nach:

ca. 14 Tage mit etwa 8 Stunden (obwohl es sicher mehr waren) = 112 Stunden freiwillige Arbeitszeit

Der Mindestlohn für Reinigungskräfte in Deutschland, speziell in der Gebäudereinigung, ist im Jahr 2025 gestiegen. Der Mindestlohn für Innen- und Unterhaltsreinigung (Lohngruppe 1) beträgt seit dem 1. Februar 2025 14,25 Euro pro Stunde. Für Glas- und Fassadenreinigung (Lohngruppe 6) gilt ein Mindestlohn von 17,65 Euro pro Stunde, so der Deutsche Gewerkschaftsbund.

also 112 Stunden x 14,25 € ergibt eine
Arbeitsleistung von 1.596 € zum Nutzen der Gemeinde.
Zugegeben, niemand von der Gemeinde hat ihn darum gebeten. Natürlich nicht. Niemand bittet uns Ehrenamtler. Wir machen das ganz freiwillig. Aber Achtung: wir verursachen ja nur Kosten: Stromkosten, Wasserkosten, .... und alles ganz unplanmäßig. Nicht im Haushalt der Gemeinde vorgesehen. Warum eigentlich nicht vorgesehen. Muss die Sauberkeit in einem Kulturobjekt nicht selbstverständlich sein?

Theoretisieren wir einmal:

Die Vorbildwirkung von Gemeinden in der Kommunalverfassung bezieht sich auf ihre besondere Verantwortung, durch ihr eigenes Handeln Maßstäbe zu setzen – insbesondere im Umgang mit Kulturgütern im öffentlichen Eigentum. Das bedeutet nicht nur, dass sie gesetzliche Pflichten erfüllen, sondern dass sie aktiv und sichtbar zeigen, wie Kulturgutpflege verantwortungsvoll und nachhaltig gestaltet werden kann.
🏛️ Bedeutung der Vorbildwirkung im Kontext von Kulturgütern
  • Pflege und Erhalt als öffentliche Aufgabe: Gemeinden besitzen oft historische Gebäude, Denkmäler, Museen oder Archive. Ihre Pflege zeigt, dass kulturelles Erbe nicht nur bewahrt, sondern auch wertgeschätzt wird.
  • Impulsgeber für Private und Vereine: Wenn die Gemeinde ihre Kulturgüter sorgfältig pflegt, motiviert sie auch private Eigentümer, Initiativen und Vereine, sich ebenfalls für den Erhalt kultureller Werte einzusetzen.
  • Verankerung im Selbstverwaltungsrecht: Nach Art. 28 Abs. 2 GG haben Kommunen das Recht auf Selbstverwaltung. Daraus ergibt sich auch die Möglichkeit, eigene Standards und Leitbilder für den Umgang mit Kulturgütern zu entwickeln.
  • Symbolische Wirkung: Ein gepflegtes Rathaus, ein saniertes Denkmal oder ein gut geführtes Museum sind sichtbare Zeichen für kulturelle Verantwortung und Identität – sie stärken das Gemeinschaftsgefühl und die lokale Geschichte.
📜 Kommunalverfassungsrechtliche Einordnung
  • In vielen Gemeindeordnungen (z. B. § 2 Abs. 1 oder auch § 12 BbgKVerf ) heißt es, dass Gemeinden innerhalb der Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit die für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Betreuung ihrer Einwohner erforderlichen öffentlichen Einrichtungen schaffen.
  • Kulturgüter fallen unter diese kulturelle Betreuung – ihre Pflege ist also Teil der freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben, die Gemeinden im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten wahrnehmen sollen.
💡 Fazit

Die Vorbildwirkung ist kein bloßes Ideal, sondern ein kommunalpolitisches Instrument, das Gemeinden nutzen können, um kulturelles Bewusstsein zu fördern, Verantwortung zu demonstrieren und andere Akteure zum Mitmachen zu bewegen.
Sie sind nicht nur die irgendwie Verwalter des Schlosses, sondern auch die Gestalter der kulturelle Identität dieses Hauses.

Wir möchten gerne über die Praxis dieser Gestaltung reden. Wer diskutiert mit? Schickt uns dazu Emails!
=> kontakt@schloss-demerthin.de





1 Kommentar:

  1. Was bin ich froh, dass wenigstens Du die Plackerei der Wochen und Monate anerkennst und zufrieden über das Ergebnis bist. Die Gemeindeverwaltung Gumtow teilt Deine Wertschätzung nicht, wir haben es heute erfahren. Deren angeführte Motive, mit denen sie gegen die wenigen ehrenamtlich Aktiven argumentieren ( um z.B. 35kwh für Schlossreinigung zu sparen = 10€) , zeigen das Ausmaß der verwaltungspolitischen Missstände in einer seltenen Dramatik, die niemand, der noch einigermaßen bei Sinnen ist, akzeptieren kann. Wer ein so schönes und bedeutendes Schloss über Jahrzehnte als Pfuhl der örtlich-regionalen Unkultur beschmutzt und vor der kulturinteressierten Öffentlichkeit versteckt, muss sich nicht wundern, wenn er für solches Verhalten Rechenschaft ablegen soll. Das ist aktive Demokratie pur.

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